„Bochum, ich komm aus Dir!“ – Opel Kadett B
Wer A sagt, muss auch B sagen – so folgte auf den Kadett A im September 1965 der Kadett B, ebenfalls aus dem noch jungen Werk im Herzen des Ruhrgebiets: Bochum. Lange vor Herbert Grönemeyers Ode an die „Blume im Revier“ eroberte der Käfer-Rivale die Straßen der Republik und die Herzen der Autofahrer. Wie viele Opel Modelle zu dieser Zeit stand er für absolute Zuverlässigkeit, Geräumigkeit und Anspruchslosigkeit, und so lautete zu jener Zeit der Opel Werbeslogan zum Kadett B völlig zurecht: „Opel Kadett – kurz gesagt O.K.“. Auch er war ein Alleskönner, der in fast unzähligen Karosserie-Varianten erhältlich war: Limousine mit 2 oder 4 Türen, das Gleiche beim Kombi „Caravan“, dazu elegante Coupés, die zu ihren Spitzenzeiten Ende der 60er Jahre in sage und schreibe 4 Versionen zu ordern waren, darunter das legendäre „Kiemen-Coupé“, benannt nach seinen Kiemen-ähnlichen Verstärkungsrippen in der C-Säule. Gerade dieses Kiemen-Coupé sollte es auch sein, das ab November 1967 als Rallye Kadett in den Schaufenstern der Opel Händler stand und mit 60PS, Rallye-Streifen, Drehzahlmesser und Stahlsportfelgen den Urvater aller GTIs markierte. Und der Rallye Kadett war keinesfalls ein „Papier-Tiger“, konnte er doch nur ein paar Monate nach seinem Debüt den Sieg in der Klasse bis 1600ccm bei der Rallye Monte-Carlo für sich verbuchen – alle Achtung!
Ebenfalls 1967 wurde in Gestalt des Olympia A ein luxuriöser „Super-Kadett B“ aufgelegt, so dass die Vielfalt auf insgesamt 37 Varianten (!) anstieg.
Bis 1973 wurde der Alleskönner gefertigt, vom Werk Bochum aus ging es in die Welt bis in die USA, wo der Kadett B über das Buick Händlernetz vertrieben wurde und so etwas wie das erste Massen-Kompakt-Modell in den USA wurde, stets begleitet von markanten Werbe-Feldzügen mit Affen und Elefanten….
Über 2,7 Millionen Kadett B und Olympia A wurden gefertigt und machten die Baureihe zum meist produzierten Opel Modell aller Zeiten. Ergo war der „B“ auch nach der Ablösung durch den Kadett C aus dem Straßenbild nicht wegzudenken, in fünfter oder sechster Hand beglückte er so manchen Fahranfänger, und die letzten verschlissenen Exemplare fanden nicht selten den „Heldentod“ bei einer „Hell Drivers“ Show.
Ascona B – der ungleiche Bruder mit den Rallye-Genen
Ascona B und Manta B debütierten 1975 zeitgleich, und wie schon ihre 1970 ebenfalls zeitgleich präsentierten Vorgänger teilten, sie sich auch die Technik zu fast 100%. Damit hat es sich dann fast schon mit den Gemeinsamkeiten, denn in Summe heimste der Ascona B die meisten Motorsport-Erfolge ein, z.B. den Gewinn der Rallye-Europa-Meisterschaft 1979 durch das Team Kleint-Wanger und den epochalen Sieg in Gestalt der Rallye-Fahrer-WM 1982, eingefahren durch keine Geringeren als Walter Röhrl und Christian Geistdörfer auf Ascona 400, denen es eindrucksvoll gelang, mit simplem, aber überaus zuverlässigem Material über die Quattros zu triumphieren.
Tuning machte auch vor dem Ascona B nicht halt, aber an den Kultfaktor des Manta B reichte er nie heran, da konnte es nur einen Platzhirsch geben, den abseits der Piste dafür der Ascona B markierte.
Der wohl berühmteste Rochen – Opel Manta B
Bereits sein 1970 vorgestellter Vorgänger, der Manta A, begeisterte die Massen und weckte Sehnsüchte. Die 1962 von General Motors (GM) präsentierte Corvette „Sting Ray“ (Stachelrochen) war Namenspate, und generell studierte man in den Designstudios von GM und Opel in den 60er Jahren die Anatomie und Fortbewegung von Meerestieren, um daraus Designmerkmale für neue Fahrzeugmodelle abzuleiten. Im August 1975 debütierte der Manta B, von dem zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen konnte, dass er 13 Jahre im Opel Modellprogramm bleiben und damit zum am längsten produzierten Modell in der Opel Modellgeschichte werden sollte. Der Manta B war ein eleganter Alleskönner, der 5 Personen mitsamt Gepäck komfortabel in den Urlaub brachte, oder (vor allem ab Anfang der 80er Jahre) auf den Rallyepisten dieser Welt um den Sieg kämpfte, so z.B. 1984 (im „Herbst“ seiner Karriere), als er seinen größten Motorsport-Erfolg für sich verbuchen sollte: Den Gewinn der Wüsten-Rallye Paris-Dakar, wo er den ersten Platz in der Kategorie der nicht-Allrad-getriebenen Fahrzeuge belegt und im Gesamtklassement Vierter hinter drei Allrad-Fahrzeugen wird.
Sowohl während seiner „aktiven“ Zeit im Opel Modellprogramm als auch danach war der Manta B ein beliebtes Tuning-Objekt, von dezent bis schrill gab es nichts, was es nicht gab, vom Cabrio bis zum Breitbau im „Testarossa-Look“ mit Flügeltüren waren der Individualisierung des Alleskönners keine Grenzen gesetzt. Der Begriff des Tunings war und ist untrennbar mit dem Manta B verbunden, zusammen mit seinen stolzen Eignern, Manta-Witzen und -Songs wurde er zum Kult-Coupé: „Manta Manni“ mit „Vokuhila“ im Minipli-Stil, „Mantaletten“ und obligatorischer Frisöse, und abends gab’s `ne „Manta-Platte“ (Currywurst mit Pommes). Dies sollte nicht ohne Folgen bleiben: 1991 betrat der Manta B die Filmbühne, kurz hintereinander kam erst „Manta – der Film“ und dann „Manta Manta“ (mit Tina Ruland, Til Schweiger und Michael Kessler) in die Kinos, beide begeisterten die Massen, denn mehr Zeitgeist ging nicht!
Sehen Sie schöne „Überlebende“ auf der RETRO CLASSICS BAVARIA® in Nürnberg, präsentiert von der Alt-Opel-IG und Sammlern.